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Niemandszeit Angela Kiefer-Hofmann

Autor: Angela Kiefer-Hofmann
Verlag: Die Furt 2004
ISBN: 3933416469

Ein märkisches Lesebuch

Markgrafpieske ein kleines Dorf in der Mark Brandenburg ist Schauplatz autentischer Geschichten aus der Zeit um das Kriegsende (2. Weltkrieg) die das Leben schrieb. Die Autorin erzählt mit viel Hingabe all das, was sie in 5jähriger Arbeit, mit Zeitzeugen zusammengetragen hat.

Hier eine Leseprobe!

Hulda

... Hulda brauchte ihre ganze Konzentration für die Pferde, aber es zerriß ihr fast das Herz, Erika so schreien zu hören. Was sollte sie sagen? Sie wollte ihre Tochter nicht mehr anlügen, aber aus Barmherzigkeit, nur um Erikas Seele Hoffnung zu lassen, mußte sie jetzt wieder lügen: "Ich glaube, wir fahren nur bis Züllichau, du weißt, das ist nicht so weit, übermorgen bin ich wieder da. Die tun uns nichts." Keuchend und außer Puste lief Erika immer noch neben dem Wagen her. "Geh' zurück und kümmere dich um Werner und hilf' Frau Kriebe, du bist doch mein großes Mädchen. Ich hab' dich lieb." Erika wurde langsamer, blieb stehen und in Tränen aufgelöst sah sie ihrer Mutter nach. Ein Offizier hielt neben ihr sein Pferd an, beugte sich runter und sagte, sehr liebevoll: "Bleibe du mal hier, in ein paar Tagen kommt deine Mutter mit dem Flugzeug nach Hause!" Weinend, hoffnungslos und unendlich allein, stand Erika am Straßenrand, sah den Zug an sich vorbeirollen und den Wagen mit ihrer Mutter immer kleiner werden. Dann war auch das letzte Gespann hinter der Straßenbiegung verschwunden. ..."

Reinhard

" ...Eines Tages meinte er, es sei nun an der Zeit, mir das Mähen mit der Sense beizubringen und aus Omas Nähkorb holte er das alte, abgeschabte Metermaß, auf dem man manche Zahlen gar nicht mehr lesen konnte und mit dem Finger weiterzählen mußte. Er drückte meinen Kopf und meine Fersen an den Rahmen der Küchentür, zog mit der flachen Hand eine gerade Linie von meinem Scheitel bis zum Holz und setzte genau am Endpunkt seines Mittelfingers die "1" des Meterbandes an. Einen Meter und achtunddreißig war ich groß! "Schon ganz ordentlich," meinte er anerkennend, so, als ob es mein Verdienst gewesen sei, so groß geworden zu sein. Mit einsachtunddreißig im Sinn ging er zu Schmied Dietrich in die Lange Straße und ließ eine Sense für mich anfertigen, in deren Handhabung er mich mit viel Geduld und Ermutigung unterwies. Nach einigen Tagen und einem schmerzhaften Schnitt ins Schienbein konnte ich es. Kein Grashalm, der höher war als drei Zentimeter, war fortan vor mir sicher und unsere beiden Ziegen waren schon ganz überfressen. ..."

16,80 EUR


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